19.12.2013

Optimisten leben länger

Der kleine Unterschied zwischen Optimisten und Pessimisten

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es statistisch gesehen günstiger ist, Optimist zu sein. Im Mittel leben Optimisten länger, sind leistungsfähiger, haben mehr Freunde und erfüllendere Beziehungen, sie sind glücklicher und gesünder. Aber was macht einen Optimisten zum Optimisten und einen Pessimisten zum Pessimisten? Martin Seligman, einer der Begründer der positiven Psychologie, bringt den Unterschied auf 3 wesentliche Punkte, die Optimisten und Pessimisten genau entgegengesetzt beurteilen. Und genau hier liegt auch der Ansatzpunkt, für die Möglichkeit Optimismus zu erlernen.

Doch bevor wir uns gleich diesen Punkten zuwenden, möchte ich kurz auf die beiden Aspekte Leistung und Gesundheit eingehen. Denn, dass Optimisten glücklicher sind, ist vermutlich naheliegend und dass sie erfüllendere Beziehungen haben, ergibt sich spätestens, wenn man sich fragt, was wohl inspirierender ist: ein Gespräch über die Risiken des Lebens oder eins über positive Chancen und Möglichkeiten.

Optimisten sind gesünder

Pessimisten haben mehr Stress im Leben, sie sorgen sich und sind eher unzufrieden. Stress führt unter anderem zur Ausschüttung des Hormons Kortisol. Nun ist seit längerer Zeit bekannt, dass langfristig ein höherer Anteil von Kortisol im Blut mit der Wahrscheinlichkeit für Diabetis, Herzinfarkt oder Schlaganfall korreliert. Pessimisten haben außerdem einen schlechteren Immunspiegel und Krebspatienten, die an ihre Heilung glauben, haben eine deutlich höhere Heilungschance als die, die nicht an ihre Heilung glauben – und das gilt sicher nicht nur für Krebspatienten.

Optimisten sind leistungsfähiger

Optimismus und PessimismusNicht nur dass Optimisten sich mehr zutrauen, sie sind auch leistungsfähiger. Dafür gibt es viele Faktoren, ich möchte hier kurz auf die Selbstwirksamkeitserwartung und die Wirkung von Zielsetzungen eingehen. Optimisten glauben eher, dass sie ihre Ziele erreichen können. Sie gehen motiviert und mit Zuversicht an das, was sie sich vorgenommen haben. Ich denke, jeder kennt den Unterschied in Bezug auf die eigene Kraft und Kreativität, einerseits, wenn er von sich und seiner Wirksamkeit überzeugt ist und andererseits, wenn er glaubt, dass es schwer werden wird oder sogar davon ausgeht, selber wenig Einfluss auf den Erfolg zu haben.
In Bezug auf Zielsetzungen ist es so, dass Pessimisten gegenüber Optimisten dazu neigen, sich geringere Ziele für das nächste Jahr zu setzen. Schaut man dann nach einem Jahr auf die Ergebnisse, haben Pessimisten ihre Ziele eher erreicht als Optimisten. Die Optimisten haben jedoch, auch wenn sie eher unter ihren Zielsetzungen geblieben sind, mehr erreicht als die Pessimisten, weil sie auch mehr von sich erwartet haben.

Optimismus- und Pessimismusstrategien

Optimisten und Pessimisten verwenden, nach einem Modell von Martin Seligman, die gleichen Kriterien aber verschiedene Strategien, um sich die Ursachen für Ereignisse in ihrem Leben zu erklären und daraus Zukunftsperspektiven abzuleiten.
Die Kriterien sind:

  • Dauer: Ist die Ursache für Ereignisse andauernd oder temporär.
  • Geltungsbereich: Kann man die Ursache für Ergebnisse ins Allgemeine übertragen oder bleibt sie spezifisch auf einen Bereich beschränkt und überträgt sich nicht in andere Bereiche des Lebens.
  • Verantwortung: Liegen die Gründe für ein Ereignis eher in einem Selbst oder bei anderen Menschen und den Umständen.

Obwohl Optimisten und Pessimisten die gleichen Kriterien verwenden, erklären sie sich die Ursachen für angenehme und unangenehme Ereignisse völlig anders.

Dauer Geltungsbereich Verantwortung
Positives Ereignis Optimist andauernd allgemein selbst
Pessimist temporär spezifisch andere
Negatives Ereignis Optimist temporär spezifisch andere
Pessimist andauernd allgemein selbst

 

Hier anhand von zwei Beispielen die Erklärungsmodelle von Optimisten und Pessimisten:

1) Führerscheinprüfung am 10.12.1988 bestanden.
Optimist: „Es fällt mir leicht meine Ziele zu erreichen!“
Pessimist: „Am 10.12.1988 habe ich meine Führerscheinprüfung bestanden – zum Glück hatte ich einen wohlwollenden Prüfer.“

2) Führerscheinprüfung am 10.12.1988 durchgefallen.
Optimist: „Bei meiner ersten Führerscheinprüfung am 10.12.1988 bin ich durchgefallen, weil der Prüfer schlecht drauf war.“
Pessimist: „Immer, wenn’s drauf ankommt, versage ich!“

Pessimisten sehen also Erfolg als vorübergehend, begrenzt und zufällig an, während sie Pech und Misserfolge als dauerhaft, übergreifend und unveränderbar (da in ihnen liegend) betrachten. Bei Optimisten ist es dagegen umgekehrt.

Optimismus kann man lernen

Die gute Nachricht ist, dass man Optimismus lernen kann. Weder das Erklärungsmodell der Optimisten noch das der Pessimisten ist die Wahrheit, beide sind Strategien, sich die Welt zu erklären. Aber die Strategie des Optimisten ist im Mittel angenehmer, gesünder und erfolgreicher. Wenn man also bisher die Pessimismusstrategie verwendet hat, dann kann man sie in zwei Schritten verändern.

  1. Strategie aufdecken und hinterfragen: Das heißt, wahrzunehmen, dass wir uns die Dinge, wie ein Pessimist erklären und unsere Sichtweise überprüfen. Wir betrachten die Sichtweise so, als würde uns ein neidischer Konkurrent diese Dinge sagen. In der Regel würden wir uns nämlich von Anderen die Sachen nicht sagen lassen, was wir uns als Pessimist selber erzählen.
  2. Neue Strategie anwenden und beweisen: Jetzt erzählen wir uns die Geschichte einmal wie ein Optimist und finden Gründe dafür, warum auch diese Sichtweise wahr sein könnte.

Am besten machst du das gleich jetzt mit 6 Ereignissen aus deinem Leben. Schreibe sie auf und wenn du zur Pessimismusstrategie neigst, forme die Erklärungen in die Optimismusstrategie um.

Die Vorgehensweise ist am Anfang vielleicht etwas ungewohnt, kann aber mit etwas Übung zur Gewohnheit werden und dann zu mehr Freude im Leben, Leistungsfähigkeit, Gesundheit und besseren Beziehungen führen.

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