Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde von Marshall Rosenberg entwickelt, um zwischenmenschliche Kommunikation empathischer und friedlicher zu gestalten. Marshall Rosenberg war Psychologe und Mediator und gründete 1984 das Center for Nonviolent Communication in Texas, USA, um eine Verbesserung der Kommunikation innerhalb von Gemeinden zu unterstützen sowie dazu beizutragen, die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen zu überwinden.

Er wollte Menschen daran erinnern, wie unsere zwischenmenschliche Kommunikation ursprünglich gedacht war – nämlich einfühlsam und empathisch. Marshall war selber geprägt von Gewalterfahrungen und Diskriminierung und setzte sich später besonders dafür ein, alte Muster von Verteidigung und Angriff aufzulösen und mehr Verbindung zwischen Menschen zu schaffen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Einstellung zum Leben, zur Politik oder zu Religion.

Einen großen Einfluss auf Marshalls Arbeit hatte sein Lehrer Carl Rogers, der als humanistischer Psychologe mit der klientenzentrierten Gesprächstherapie bekannt wurde und eine empathische Verbindung zwischen Therapeut und Klient als wichtigsten Einflussfaktor auf die Entwicklung des Klienten betonte. Ebenfalls großen Einfluss auf die Entwicklung der Gewaltfreien Kommunikation hatten die Überlegungen Gandhis zum gewaltfreien Widerstand im Freiheitskampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist somit das Erbe dieser Persönlichkeiten und wird heute auf der ganzen Welt zur Konfliktlösung eingesetzt. In den Kontexten von Rogers, Gandhi und Rosenberg war der Begriff „gewaltfrei“ die deutlichste Ausdrucksform dessen, was die Haltung hinter der GFK verdeutlicht, doch das Herzstück der GFK ist die Empathie. Deswegen werden auch häufig „Empathische Kommunikation“, „Einfühlsame Kommunikation“ oder die „Sprache des Herzens“ als Bezeichnungen verwendet.

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Gewaltfreie Kommunikation

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Die GFK ist demnach so viel mehr als eine bloße Kommunikationsmethode oder eine Technik in vier Schritten (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte), die uns hilft nett und freundlich zu bleiben – sie ist der Ausdruck einer Haltung, die Carl Rogers, Gandhi und Marshall Rosenberg gemeinsam hatten.

Diese Haltung beinhaltet eine urteilsfreie, authentische und einfühlsame Kommunikation mit sich selber und mit dem Gegenüber. Die GFK kann als ein Reflexionsmodell verstanden werden, um zu mehr Klarheit im eigenen Denken, Fühlen, Wollen und Handeln zu gelangen. Sie erlaubt damit Menschen, mit ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen in Kontakt zu kommen, ein Gespür für die Wirkung von Worten zu bekommen und letztendlich offener und authentischer mit sich selber und mit anderen Menschen zu kommunizieren.

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Die Grundannahmen der GFK

  1. Universalität der menschlichen Bedürfnisse: Alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse. Worin Menschen sich unterscheiden, sind die Strategien, mit denen Bedürfnisse erfüllt werden. Konflikte tauchen auf der Ebene der Strategien auf – nicht der Ebene der Bedürfnisse.
  2. Gefühle habe ihre Wurzeln in unerfüllten oder erfüllten Bedürfnissen: Unsere Gefühle sind direkt mit unseren Bedürfnissen verbunden. Wenn Bedürfnisse erfüllt sind, fühlen wir uns glücklich, erfüllt etc. Wenn Bedürfnisse nicht erfüllt sind, fühlen wir uns traurig, ängstlich, wütend, etc. (Unsere Einschätzung, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht, schließt fast immer eine Interpretation oder einen Glaubenssatz mit ein.)
  3. Alles was Menschen tun sind Versuche, Bedürfnisse zu erfüllen: Motivation zu handeln, entsteht aus dem Wunsch, Bedürfnisse zu erfüllen. Menschen ziehen es generell vor, ihre Bedürfnisse so zu erfüllen, dass Andere dadurch nicht verletzt werden, wenn sie dazu einen Weg finden.
  4. Mitgefühl: Wir haben eine angeborene Fähigkeit zum Mitgefühl. Wenn diese Fähigkeit genährt wird, sind wir in der Lage einfühlsam zu handeln und die Wahrscheinlichkeit, dass Bedürfnisse auf friedliche Weise erfüllt werden, wächst.
  5. Natürliches Geben: Menschen haben Freude daran, etwas für andere Wesen zu tun, wenn sie dies freiwillig tun.
  6. Verbindung: Verbindung taucht auf, wenn wir gegenseitig unsere Bedürfnisse wahrnehmen und verstehen. In Konfliktsituationen ist es nötig, diese Tiefe der Verbindung zu erreichen, um sicherzustellen, dass alle Bedürfnisse gehört und erfüllt werden können.
  7. Es ist genug für alle da: In dieser Welt gibt es genug Ressourcen und Strategien, um die Bedürfnisse aller zu erfüllen – wenn die Systeme und sozialen Strukturen danach ausgerichtet wären, Bedürfnisse zu befriedigen. Die meisten Menschen erfahren keine Fülle, weil die heutigen sozialen Strukturen nicht dafür geschaffen sind.
  8. Frieden schaffen: „Richtig/Falsch“-Urteile führen zu Trennung und Streit, während Urteile auf Basis von Bedürfnissen zu Verbindung und Frieden führen. Frieden schaffen schließt größeres Selbstverstehen und tieferes Mitgefühl für alle Menschen mit ein, ob man mit ihnen übereinstimmt oder nicht.

Für Kurzentschlossene