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23.01.2025

Die optimale Haltung im Coachingprozess

Die Sedona-Methode Teil 4

In diesem Blogartikel möchte ich einige Gedanken zum Coachingprozess mit dir teilen. Es ist der vierte Teil der Artikelreihe zur Sedona-Methode und auch wenn der Fokus dieses Artikels damit auf der Sedona-Methode liegt, so glaube ich doch, dass die Aspekte für alle Arten von Coaching und Therapie nützlich sind.

Lasse los

Das ist vielleicht der wichtigste Rat, den ich geben kann: Wenn du jemanden durch einen Prozess begleitest, ist es wichtig, selbst loszulassen. Kein Rechthaben, Besserwissen oder Bekehren. Nur 3 Dinge sind wichtig und sie entstehen von allein, wenn du loslässt: Vertrauen in den Prozess, offene Neugier und eine liebevolle Haltung.
Wenn du als Coach liebevoll offen bist, geschieht ganz von allein, was geschehen kann. Erlaube deinem Coachee, sich auf den Verlauf einzulassen, so tief er oder sie möchte – nicht mehr, nicht weniger. Vermeide es, zu urteilen, anzuweisen, Reaktionen zu bewerten oder Ratschläge zu erteilen. Und ganz wichtig: Es ist nicht deine Aufgabe, dein Gegenüber „in Ordnung zu bringen“. Deine Aufgabe ist es, da zu sein, mit allem, was du hast und bist, ohne Druck – liebevoll auf den Prozess und deinen Coachee vertrauend.

Diskutieren ist kein Coaching

Diskutiere nicht das, was auftaucht. Was immer auftaucht, ist richtig, denn es ist die Sichtweise deines Gegenübers, selbst wenn sie nicht deiner eigenen entspricht. Vielleicht sagt dein Coachee an einem Punkt in der Sitzung: „Ich bin wütend“, während du dahinter ein Gefühl der Traurigkeit oder Hilflosigkeit vermutest. Dann unterstütze dein Gegenüber darin, seine Wut loszulassen. Oder er sagt: „Ich fühle mich gut. Ich bin fertig.“ Und du denkst, dass dein Coachee noch weiter an einem bestimmten Thema arbeiten sollte. So verlockend es auch sein mag, es ist unangebracht, deine eigenen Gefühle und Interpretationen über die der anderen Person zu stellen.

Rationalisierungen und Metaprozessbetrachtung

Manchmal können Coachees dazu einladen, über ihr inneres Erleben zu rationalisieren. Sie denken dann über ihren Prozess nach, statt ihn zu erleben. Nimm dies einfach zur Kenntnis. Wenn es sie aber vom inneren Prozessieren abhält, leite sie sanft wieder zu dem Prozess. Zum Beispiel könnten sie ihren Wunsch, zu verstehen, loslassen.

Ähnlich ist das Nachdenken über den Releasing-Prozess. Das ist etwas, dass man nach dem Prozess machen kann. Im Prozess ist es besser, das nicht zu sehr zu vertiefen.

Was auftaucht, ist erwünscht

Fritz Pearls (Gestalttherapie) hat einmal gesagt: „Alles, was ist, darf sein – und was sein darf, kann sich verändern.“ Das ist eine gute Leitmaxime für jeden Coachingprozess. Denn was ist, ist. Es darf sich verändern und das geht umso leichter, wenn es da sein darf und eingeladen ist, sich zu zeigen.

Wertschätzung, Empathie und Kongruenz

Auch von Carl Rogers (klientenzentrierte Gesprächstherapie) können wir viel für den Coachingprozess lernen. Er hielt 3 Haltungen für entscheidend: Wertschätzung, Empathie und Kongruenz. Da dies oft missverstanden wird, möchte ich auf diese Punkte kurz eingehen.

Akzeptanz, manchmal auch als Wertschätzung bezeichnet: Gemeint ist die Wertschätzung der Person und dem, was der Coachee letztlich durch sein Verhalten erreichen will. Hier ein Beispiel: Jemand der sehr schnell wütend wird, möchte vielleicht letztlich seine Ruhe haben. Das Verhalten (Wutausbruch) ist vielleicht problematisch, die Absicht dahinter (innere Ruhe) ist etwas sehr Positives. In jedem Fall ist das Symptom (Wut) vorhanden und es darf urteilsfrei angesehen werden.

Empathie, manchmal auch als Einfühlung bezeichnet: Empathie ist entscheidend für den Coachingprozess. Gelegentlich verwechseln Coaches jedoch Empathie mit Mitleid. Mitzuleiden deutet jedoch auf Verwicklung hin und damit auf ein eigenes Thema beim Coach. Verwicklung ist nicht Empathie. Im Unterschied zum Mitleid kann ich bei Empathie spüren, was mein Gegenüber spürt, aber ich weiß, es ist nicht mein Gefühl. Eine andere Verwechslung tritt oft auf, wenn ich das Gefühl habe, ich wüsste schon genau, worum es geht. Auch das ist oft keine Empathie, sondern einfach nur Projektion. Projektion hat dann den Bereich der liebevollen Neugier und Unwissenheit ersetzt, durch eine Haltung, in der ich es besser weiß.

Kongruenz, manchmal auch als Echtheit bezeichnet: Hier geht es darum, dass der Coach transparent ist, mit dem, was er wahrnimmt. Wahrnehmung wird leicht mit Interpretation verwechselt, aber das ist sie nicht. Auch bedeutet Kongruenz nicht, dass der Coach von sich erzählt, im Releasing-Prozess geht es ausschließlich um den Coachee. Kongruent zu sein bedeutet, dass der Coach wirklich meint, was er sagt und das nicht mit seinen eigenen Themen vermischt. Als geübter Coach in der Sedona-Methode, weißt du, wie du selber aufkommende Emotionen loslassen kannst und dann wieder ganz bei deinem Coachee bist.

Nimm keine Leistungseinladungen an und sprich keine aus

Manchmal kommen Coachees mit der Erwartung, dass schnell etwas weggemacht werden soll. In dem Satz sind zwei ungünstige Worte vorhanden: schnell und weggemacht. Wenn du auf die Einladung „schnell“ einsteigst, hast du die Leistungseinladung angenommen. Jetzt musst du performen und das Symptom beseitigen (also wegmachen). Aber warum solltest du diese Einladung annehmen? Als Coaches können wir durch unsere Haltung und Methoden den Coachee in SEINEM Prozess unterstützen. Das ist unsere Aufgabe – nicht mehr, nicht weniger.

Umgekehrt kann es auch passieren, dass du als Coach bewusst oder unbewusst eine Leistungseinladung an den Coachee aussendet. Aber der Coachee hat seinen eigenen Weg, er ist nicht dafür da, dich zufriedenzustellen. Das Gras wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst. Bemerkst du eine Leistungseinladung an dich gerichtet oder von dir ausgehend, dann lass los.

Du bist weder Therapeut noch Berater

Auch wenn es verlockend ist, als Coach bist du weder Berater noch Therapeut (es sei denn, du bist in dem Bereich ausgebildet und kompetent und dein Coachee hat dich ausdrücklich darum gebeten, diese Funktion zu übernehmen).

Oft kann es hilfreich sein, begleitend eine medizinische Abklärung anzuraten (zum Beispiel kann allein die Schilddrüse sehr viele Symptome hervorbringen – körperlich wie psychisch). Falls du unsicher bist, ob medizinische Hilfe sinnvoll wäre, ermutige deinen Coachee zu einer Abklärung.

Und ganz wichtig: Achte auch auf dich

Coaches und Menschen in helfenden Berufen haben oft die Angewohnheit, für andere Menschen da sein zu wollen. Das ist natürlich ehrenwert, doch vergessen sie oft, für sich selbst da zu sein. Das ist schade. Um es mit Don Miguel Ruiz (The Four Agreements) zu sagen: „Always do your best“. Das meint: gib 100 % – nicht 80 %, nicht 120 %. Versuche nicht so sehr zu helfen, dass du hinten anstehst. Und wende die Methoden und die liebvolle Haltung, die du deinem Coachees entgegenbringst, auch auf dich selbst an. Du hast es verdient, von dir die gleiche liebevolle Begleitung zu bekommen.

Ganz gleich, ob du als Coach mit der Sedona-Methode oder anderen Prozessen Menschen unterstützt. Ich hoffe, diese Gedanken sind dir hilfreich bei der Begleitung anderer Menschen. Ich wünsche dir und deinen Coachees ein Leben voller Liebe und Leichtigkeit.

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