Heute vertiefen wir einige Aspekte der Sedona-Methode, die du in ihren Grundzügen bereits im vergangenen Artikel kennengelernt hast. Diese Methode richtet sich an mutige Menschen, die innerlich frei sein möchten – was auch die äußere Freiheit steigert. Im ersten Schritt erlangen wir innere Freiheit, indem wir belastende Gefühle und Gedanken nicht mehr festhalten. Im zweiten Schritt lassen wir auch unsere Wünsche los. Das erfordert Mut, denn das, was uns belastet, tut dies oft zu unserem Schutz – und unsere Wünsche sollen uns etwas ermöglichen. Doch letztlich beraubt uns beides unserer Freiheit und hält uns davon ab, glücklich zu sein.
Wir sind nicht unsere Gefühle
Eine der grundlegenden Annahmen der Sedona-Methode ist die, dass wir nicht unsere Gefühle sind. Wir haben Gefühle, aber wir sind sie nicht. So wie wir im Übrigen auch nicht unser Körper oder unsere Gedanken sind. Unsere Gefühle werden von unserem Unterbewusstsein erzeugt, und weil sie sich wahr anfühlen, halten wir sie für wahr. Doch sie entstanden aufgrund unserer Prägungen, sie sind nicht wahr. Wir sagen, wir sind wütend oder ängstlich, statt wir fühlen Wut oder Angst. Wenn wir sie festhalten, beginnen wir uns mit ihnen zu identifizieren (wie wir es auch mit unserem Körper oder unseren Gedanken machen). Dabei hattest du heute schon zahlreiche Gefühle, die meisten lässt du einfach weiterziehen. Gefühle kommen und gehen, unser Wesen aber, jenseits der Gefühle, bleibt.
Eine weitere Annahme im Modell der Sedona-Methode besteht darin, dass unsere Gefühle nicht uns festhalten, sondern wir unsere Gefühle festhalten. Und die gute Nachricht ist, was wir festhalten, können wir auch loslassen. Wenn wir Gefühle festhalten, verwechseln wir uns mit unseren Gefühlen. Gefühle sind wie Wellen auf dem Ozean, wir aber sind der Ozean.
Gefühle lügen nur
Wann immer du eine bestimmte Emotion rationalisierst, mit dem Argument, sie erfülle eine nützliche Funktion und deshalb sei es absolut richtig, an ihr festzuhalten, weist das darauf hin, dass das Gefühl dir einen Sack voll Lügen angedreht hat. Gefühle wollen ihr eigenes Fortbestehen sichern und wehren sich gegen das Loslassen. So wird vielleicht etwas in dir sagen: „Angst schützt mich.“, oder: „Wenn ich mich schuldig fühle, mache ich es nicht mehr.“, oder: „Wenn ich mir Druck mache, schaffe ich mehr.“, oder „Indem ich beleidigt bin, werden sie das nicht wieder tun“. Doch dadurch erhält ein Gefühl das jeweilige Problem, das es zu verhindern verspricht, gerade aufrecht – wir fühlen uns schlecht, unfrei und unglücklich, um uns irgendwann glücklich und frei zu fühlen. Gefühle lügen! Sie wollen uns glauben machen, wir bekämen durch das Festhalten an ihnen, das, was wir durch Loslassen bereits hätten.
Gefühle für Tatsachen zu halten oder sie mit Intuition zu verwechseln, ist ebenso normal, wie problematisch. Denn sie sind aus Prägungen entstandene, gefühlte Vermutungen, die wir für wahr halten (hier liegt der erste Fehler) und die dann zu (vermeintlich) rationalen Entscheidungen führen (der zweite Fehler). Eine freie rationale Entscheidung wird durch eine Überlagerung mit Gefühlen gerade verhindert und könnte nur ohne sie getroffen werden. Und genau das ist der wichtige Punkt: Frei darin, zu tun, zu lassen und zu erleben, was wir wollen, werden wir dann, wenn wir unsere Gefühle loslassen.
Die drei Basistechniken der Sedona-Methode
Jede der folgenden Techniken kann dir helfen, Gefühle und Gedanken loszulassen. Die ersten beiden Ansätze kennst du schon aus dem letzten Blogartikel. Sie werden oft zu der 5-schrittigen Sedona-Methode kombiniert, sind jedoch auch einzeln wirksam.
Willkommen heißen
Wir neigen dazu, belastende und manchmal auch berührende Emotionen zu leugnen, zu rationalisieren, zu bagatellisieren, wegzudrücken, oder uns mit ihnen zu arrangieren und sie unreflektiert auszuleben (ohne sie wirklich kennenzulernen). Sie zu akzeptieren und willkommen zu heißen, ist oft das Letzte, was uns einfallen würde und genau das, kann paradoxerweise bereits zum Loslassen führen.
Denke nun an ein Thema, dass du normalerweise vermeidest, oder das dich nervt. Gestatte dir, es wahrzunehmen und wenn es geht, das Gefühl nicht zu verurteilen.
Frage dich:
- Könnte ich das Gefühl für einen Moment da sein lassen?
- Könnte ich das Gefühl (liebevoll) willkommen heißen?
Allein diese beiden Fragen, können zu einer deutlichen Erleichterung führen, da du nicht mehr gegen das Gefühl ankämpfst und es dann auch nicht mehr gegen dich. Gerade dieser Kampf ist eine Art, Gefühle festzuhalten.
Zum Loslassen entscheiden
Nachdem du die ersten Schritte durchlaufen hast, kommen die anderen Fragen ins Spiel, die du auch bereits kennst:
- Könntest du das Gefühl loslassen?
- Würdest du das Gefühl loslassen, wenn du es könntest? (Oder: Wärst du bereit dazu?)
- (Zusatzfrage: Würdest du lieber das Gefühl behalten oder möchtest du lieber frei sein?)
- Wann? (Oder: Wie lange möchtest du das Gefühl noch behalten?)
Nimm wahr, was du jetzt spürst und welche Gedanken du hast. Dann kannst du mit dem, was jetzt ist, von vorne beginnen. Solange bis keine Belastung mehr zu spüren ist. Und denke daran, als Antwort auf die Fragen ist ein JA ebenso ok wie ein NEIN – es gibt nichts zu erreichen, nur liebevoll zu beobachten.
Den Kern finden
Bei diesem Ansatz geht es darum, tief in eine Emotion einzutauchen. Nimm dir Zeit und erforsche die Emotion. Beachte dabei, dass tiefe Gefühle und Erkenntnisse auftauchen können.
Nimm dir etwas Zeit und entspanne dich, richte dann den Fokus auf die Emotion, in die du eintauchen willst. Dann stelle dir folgende Frage: Was ist der Kern dieses Gefühls? Oder: Könnte ich mir gestatten, in dieses Gefühl einzutauchen und bis in den Kern zu gelangen? Du kannst auch fragen: „Was kommt hinter oder unter dem Gefühl?“
Dieser Prozess kann in Form von Gefühlen, Bildern und/oder Erkenntnissen geschehen.
Frage dich dann immer weiter: Könnte ich noch tiefer gehen?
Irgendwann kommt der Punkt, an dem du nicht tiefer kommst und dein Geist ruhig und klar ist. Vielleicht ist es dort hell oder warm oder einfach auf angenehme Weise leer.
Kommst du an irgendeiner Stelle nicht weiter, wechsle einfach zu einer der beiden erstgenannten Arten der Sedona-Methode: Willkommen heißen und/oder Loslassen.
Denke daran: Solange das Stör- oder Wunschgefühl noch intensiv ist, bist du nicht im Zentrum. Alle Gefühle, außer innerem Frieden, sind an der Oberfläche.
Den Wunsch nach Veränderung loslassen
Was uns am meisten davon abhält, glücklich zu sein, ist neben der Identifikation mit unseren Gefühlen, der Wunsch nach Veränderung. Das klingt paradox, doch indem wir etwas wollen, wollen wir oft vor allem etwas anderes, meist das Gegenteil, nicht. Und da liegen die beiden Probleme. (1) Wenn wir in Wirklichkeit etwas nicht wollen, worauf konzentrieren wir uns dann? Genau: auf das Nicht-Gewollte. (2) Je mehr wir etwas wollen, umso schwerer wird es, genau das zu erreichen. Ob du verzweifelt einen Partner suchst oder unbedingt etwas verkaufen willst, am leichtesten gelingt es, wenn du nicht dein Glück daran knüpfst. Der Verstand und dein Gefühl sagen dir vielleicht, dass es fahrlässig ist, den Wunsch nach Veränderung loszulassen und doch gelingt Veränderung am leichtesten ohne den Wunsch nach Veränderung. Dann könntest du einfach entspannt ans Werk gehen, mit weitem Geist und einer liebevollen Einladung. Es spricht nichts gegen Veränderung. Das Leben ist Veränderung. Sie wird nur umso schwerer, je mehr wir sie brauchen, statt sie einfach und ruhig anzugehen, mit liebevoller Haltung.
Noch zwei Anmerkungen:
- Wir versuchen oft im Außen zu bekommen, was wir im Innen schon längst haben. Wir suchen nur an der falschen Stelle. Wir wollen Dinge, Orte, Personen und wenn wir das hätten, ja dann wären wir glücklich … Und je mehr wir unser Glück genau daran knüpfen, umso mehr entfernt es sich. Was wäre wohl, wenn du es loslassen würdest und dich selbst und das, was dich umgibt, zu lieben beginnst? Das heißt nicht, dass du nichts mehr verändern würdest, aber aus einer inneren, friedlichen, starken Position heraus.
- Überlege einmal, was du in deinem Leben alles verändern wolltest und würdest. Denke genau nach und mache dir eine Liste. Die ist ziemlich lang, oder?! Und wenn es dir, wie vielen anderen ergeht, steht vieles davon schon lange auf der Liste deiner Veränderungswünsche. Und das meiste hast du nicht umgesetzt. Was hast du also zu verlieren, wenn du den Wunsch nach Veränderung loslässt und eintauschst gegen inneren Frieden?
Auch die Durchführung der Sedona-Methode fällt umso leichter, wenn du eine Veränderung nicht unbedingt erreichen möchtest. Stellst du also fest, dass du feststeckst, dann wechsle den Fokus und lasse den Wunsch nach Veränderung los. Meistens gelingt der Prozess danach viel einfacher. Und fällt es dir schwer, den Wunsch nach Veränderung loszulassen, lasse einfach den Wunsch danach los, dass es einfacher gehen soll. Bleib dran, und sei liebevoll mit dem, was ist.
Tägliche Anwendung
Wenn du etwas Übung in der Sedona-Methode hast, wirst du merken, wie schnell du loslassen kannst, was du bisher tage- oder wochenlang festgehalten hast. Das führt paradoxerweise jedoch nicht zu Untätigkeit, sondern dazu, dass Dinge leichter gehen. Um diesen Zustand zu erreichen, ist es hilfreich, diese Methode täglich anzuwenden. Wann immer du ein Störgefühl wahrnimmst, lass es los. Je mehr Übung du darin hast, umso leichter wird es dir fallen.
Der beste Startzeitpunkt…
… ist jetzt! Und wenn du die Methode und weitere Anwendungen vertiefen möchtest, bieten wir ab 2025 Sedona Releasing Workshops an.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg auf deinem Weg zu innerer und äußerer Freiheit!
Carsten
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