Was ist Hypnose?

Hypnose gehört zu den ältesten Heilungsformen der Menschheitsgeschichte und bezeichnet eine Methode, mit der Menschen in einen anderen Bewusstseinszustand geführt werden. Während Hypnose der Prozess ist, mit dem jemand in Trance versetzt wird, versteht man unter Trance einen veränderten Bewusstseinszustand. Im Rahmen der Trance werden Suggestionen gesprochen, die den wirksamen Inhalt einer Hypnose bilden.

1843 nutzte der britische Arztes James Braid in einem Artikel das Wort Neurypnology, um den alten Begriff Mesmerismus (der frühere Begriff für Hypnose nach Franz Anton Mesmer) zu ersetzen. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Hypnotismus, was von dem Griechischen Gott des Schlafes Hypnos abgeleitet wurde. Hypnose ist eine spezielle Form der Kommunikation. Durch die Hypnose können wir sehr effektiv mit dem Unterbewusstsein eines Menschen kommunizieren und dort Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten hervorrufen. Der Begriff der Hypnose wird in dreifacher Weise benutzt. Hypnose kann ein Zustand sein, in dem sich jemand befindet („ich war in Hypnose“), sie kann den Prozess beschreiben, in dem sich zwei Menschen befinden („sie machen eine Hypnose“) und sie kann die Fähigkeit des Hypnotiseurs beschreiben („ich hypnotisiere dich“). Man unterscheidet ferner zwischen direkter (angekündigt/offensichtlich) und indirekter (verdeckt) Hypnose sowie zwischen direktiver (anweisend) und permissiver (erlaubend) Hypnose.

In Hypnose befindet man sich mehr oder weniger tief in Trance, einem Zustand unwillkürlicher Aufmerksamkeitsfokussierung. Der Begriff Trance wurde im 20. Jahrhundert dem englischen Wort trance (schlafähnlicher Bewusstseinszustand) entlehnt. Im Sinne des Konstruktivismus stellt sich jedoch die Frage: Was ist keine Trance? Denn ein Bewusstsein, dass die wirkliche Welt da draußen wahrnimmt so wie sie ist, steht uns vermutlich nicht zur Verfügung. Unentwegt reduziert und konstruiert unser Gehirn die Welt und gibt den Dingen und Vorgängen Bedeutung. Daher bezeichnen immer mehr Menschen, in Abgrenzung zur Trance, unseren vermeintlichen Wach-Zustand als „Alltagstrance“. Unter einer „therapeutischen“ nutzbaren Trance versteht man allgemein einen signifikant und stabil veränderten Bewusstseinszustand, in dem dissoziative psychische und somatische Prozesse induziert werden können, zu denen die Person im Wachzustand normalerweise keinen Zugang hat.

Was ist Hypnose?

Im Rahmen einer Hypnose spricht der Hypnotiseur Suggestionen. Der Begriff Suggestion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet darunterlegen, darreichen, herbeiführen. Aus Mittel- und Spätlateinisch entstehen die Begriffe suggestio „Einflüsterung“ und suggestor „Ratgeber“. Im Englischen versteht man unter suggestion Anregung, Andeutung, Vorschlag oder Eingebung. Die Suggestionen sollen den Hypnotisierten dahingehend beeinflussen, dass er seine Ziele erreicht.

Geschichte der Hypnose

Die Geschichte der Hypnose reicht weit in die Vergangenheit zurück. Aus erhaltenen Keilschriften der Länder am Euphrat und Tigris weiß man, dass die Sumerer bereits 4000 Jahre v.Chr. erfolgreich mit Hypnose gearbeitet und therapiert haben. Aus Ägypten stammt einer der ältesten Hypnosetexte, der Papyrus Eber – eine Schriftrolle, die 1500 Jahr v.Chr. niedergeschrieben wurde. Hier eine Übersicht wichtiger Personen, Methoden und Daten der näheren Geschichte:

  • Im 17. Jahrhundert nutzte der Wiener Arzt Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) Hypnose. Sie wurde bekannt als „magnetisches Heilen“, „tierischer Animalismus“ bzw. „Mesmerismus“.
  • Der portugiesische Abbé Faria (1755 – 1819) studierte hypnotische Trancezustände in Indien. Er stellte die Verbindung zwischen Hypnose und Suggestionen fest und nutzte die Wirkung des Wortes, u.a. posthypnotische Suggestionen, in seiner Suggestionslehre.
  • Der englische Chirurg James Esdaile (1808 – 1859) operierte in Indien unter Hypnoanesthesie über 2000 Patienten, auch führte er Amputationen aus. Die Sterblichkeitsrate sank von 50% auf 5%. Der Esdaile Zustand wird heute auch als Hypnotisches Koma bezeichnet.
  • Der englische Augenarzt James Braid (1795 – 1860) entdeckte die Fixationsmethode zur Einleitung einer Trance und nennt den Zustand Neurohypnotismus, in Anlehnung an das griechische Wort hypnos = Schlaf (was aber den Zustand der Hypnose nicht richtig beschreibt).
  • Während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) wurde Hypnose umfassend von Ärzten zur Schmerzkontrolle eingesetzt. Die natürliche Fähigkeit zur Anästhesie wird genutzt.
  • Im 19. Jahrhundert war Frankreich mit den Schulen in Nancy (Ambroise-Auguste Liébeault, Hippolyte Bernheim) und Paris (Jean-Martin Charcot) führend in der Erforschung der Hypnose. Die Hypnose gewann durch die wissenschaftliche Anerkennung an Bedeutung.
  • Émile Coué (1857 – 1926) entwickelte die Lehre von der Autosuggestion und das Konzept, dass jede Hypnose eine Selbsthypnose sei. Er prägte wirksame Suggestionen wie „Mir geht es von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser“.
  • Dave Elman (1900 – 1967) unterrichtete die schnelle autoritative, direkte Hypnose für medizinische Zwecke und erweiterte die Effektivität und den Einsatz kontinuierlich.
  • Der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson (1901 – 1980) entwickelte einen ressourcenorientierten indirekten, permissiven Ansatz und nutzte dabei u. a. Metaphern und utilisierte Gegebenes. Er gilt als Begründer der modernen Hypnosetherapie. Ihm ist zu verdanken, dass Hypnose in der Psychotherapie zum Einsatz kommt. Richard Bandler und John Grinder modellierten Erickson und publizierten das „Milton Modell“ im Rahmen des Neurolinguistischen Programmierens.
  • In Deutschland wurde die Hypnose vor allem durch den Arzt Oskar Vogt (1870 – 1959) und dessen Schüler Johannes Heinrich Schultz (1884 – 1970, Autogenes Training) weiterentwickelt, in England durch John Hartland (1901 – 1977), dessen Buch „Dictionary of Medical and Dental Hypnosis“ zum offiziellen Ausbildungslehrwerk für britische Hypnoseärzte zählt. In Australien war Ainslie Meares ein Pionier der Hypnotherapie.

Für Kurzentschlossene