Nominalisierung

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Bei einer Nominalisierung wurde aus einem Verb oder Adjektiv ein Nomen (ein Hauptwort) gebildet.

Aus lieben wird die Liebe, aus freuen wird Freude, aus verstehen wird der Verstand usw. Es sind also Worte, die so tun, als wären sie Objekte, die aber in der „Realität“ nicht existieren. Im Vergleich dazu: Das Wort „Haus“ hat einen unmittelbar erfahrbaren Bezug in der „Realität“. Wir können es anfassen und sinnesspezifisch beschreiben. Das Wort Liebe hingegen hat keine unmittelbare Referenz in der Außenwelt. Man kann es nicht anfassen und sinnesspezifisch beschreiben. Trotzdem tut es so, als wäre es ein Hauptwort, genauso wie Haus. Es wurde ausgehend von dem Verb „lieben“ nominalisiert, also zu einem Hauptwort gemacht.

Warum ist das problematisch? Nominalisierungen sind nicht per se problematisch. Sie ermöglichen es uns, über abstrakte Konzepte zu reden. Ihre Eigenschaft, so zu tun, als wären sie Objekte kann aber leicht zu Missverständnissen führen. Hier ein Beispiel:
Alle Werte sind Nominalisierungen (Wörter wie: Liebe, Freiheit, Gerechtigkeit, Vertrauen, Verantwortung usw.). Dadurch, dass sie so tun als seien sie Hauptwörter, erwecken sie den Anschein, dass es möglich wäre, darüber allgemeingültig reden zu können. Dabei ist völlig klar, dass du, je nachdem wen du fragst, du eine andere Antwort darauf erhältst, was Vertrauen ist. Viele Missverständnisse beruhen darauf, dass nicht definiert wurde, was die einzelnen Diskussionspartner genau unter z.B. Vertrauen verstehen.
Eine mögliche Art mit Nominalisierungen umzugehen, ist zu fragen: „Was genau bedeutet (z.B. Vertrauen) für dich?“ oder „Woran erkennst du (Vertrauen)?“. Auf diese Weise werden die Kriterien klar, die ein Mensch an abstrakte Konzepte (wie Vertrauen) anlegt, und woran er erkennt, dass der Wert erfüllt wurde.

Um zu überprüfen, ob ein Substantiv eine Nominalisierung ist, frage dich „kann ich es in eine Schubkarre packen“. Kannst du es nicht in eine (beliebig große) Schubkarre packen, ist das Wort eine Nominalisierung.

Beispielworte: Entscheidung, Streit, Krankheit, Stress, Liebe, Gespräch, Hoffnung, Freiheit, Erfolg, …

Beispiel und Metamodellfrage:
Ich will Liebe! -> Was genau bedeutet Liebe für dich? Woran erkennst du Liebe?
Ich erwarte größere Freiheiten. -> Was genau bedeuten größere Freiheiten für dich? Woran erkennst du größere Freiheiten?
Wir brauchen Gerechtigkeit. -> Was bedeutet Gerechtigkeit für dich? Woran erkennst du Gerechtigkeit?
Das Projekt muss ein Erfolg werden. -> Was bedeutet Erfolg für dich? Woran erkennst du Erfolg?

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