9. Februar 2015

Der Priming Effekt – Teil III

Glücklich und erfolgreich durch Priming

In den letzten beiden Blogartikeln haben wir uns mit dem Thema Priming und den Ergebnissen der Priming-Forschung befasst. Die Ergebnisse dieser Forschungen zeigen, dass unsere Wahrnehmung sowie unsere Entscheidungen und Handlungen maßgeblich durch von außen kommenden Reizen beeinflusst werden, selbst dann, wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Auf diese Weise kann unser Verstand einerseits schneller und effektiver arbeiten, auf der anderen Seite macht uns diese Arbeitsweise des Gehirns anfällig für Fehlentscheidungen.
Die gute Nachricht ist: wir können diese Manipulierbarkeit unseres Geistes bewusst nutzen. In diesem Artikel möchten wir uns daher damit beschäftigen, wie wir die Erkenntnisse der Priming-Forschung anwenden können, um unser Leben und das anderer Menschen positiv zu beeinflussen. Es lohnt sich also, bewusst darauf zu achten, welchen Reizen wir uns selbst aussetzen.

 

Selbstpriming

Die Ergebnisse der Priming-Forschung zeigen, dass unsere Gedanken und Handlungen maßgeblich durch das, was wir von außen wahrnehmen, gelenkt werden. Die Werbung macht sich genau dies zu Nutze, um unsere Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Wir können davon ausgehen, dass wir auf unbewusster Ebene um ein Vielfaches mehr durch Bilder, Klänge und Gefühle in unseren Entscheidungen und Handlungen beeinflusst werden, als wir ahnen. Die gute Nachricht ist: Wir haben einen erheblichen Einfluss darauf, welche Reize wir in unser Leben holen. Und genau das sollten wir nutzen, um glücklich, erfolgreich und gesund zu leben.

Glücklicher leben durch bewusstes Selbst-Priming

Wie glücklich wir in unserem Leben sind, hängt entscheidend davon ab, wie wir die Welt um uns herum sehen und interpretieren. Das Donald-Experiment aus dem vorangegangenen Artikel hat beispielsweise gezeigt, dass Priming-Reize einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie wir andere Menschen bewerten. Wir können weiter davon ausgehen, dass die Art und Weise, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen maßgeblich durch Priming beeinflusst wird. Wer den Tag mit den neuesten, meist negativen Nachrichten beginnt, wird sich vermutlich eher auf eine negative Sichtweise der Welt primen als auf eine positive und so eher die negativen Seiten des Lebens wahrnehmen. Um ein glückliches Leben zu führen, ist es daher besser, regelmäßig bewusst für ein positives Priming zu sorgen. Dies beginnt mit einfachen Dankbarkeitsübungen am Morgen, einem Blick in die guten Nachrichten des Tages oder damit, einfach Dinge zu machen, die guttun. Und es geht weiter mit dem, was wir anziehen (schwarz primt anders als bunt :-), wie unsere Wohnung eingerichtet ist, wo wir wohnen und arbeiten.

Priming und Zielerreichung

Napoleon Hill schrieb in seinem Klassiker „Denke nach und werde reich“, dass das Visualisieren von Zielen das wichtigste Mittel für persönlichen Erfolg ist. Auch wenn es zu seiner Zeit noch keine Primingforschung gab, wusste er, wie wertvoll es ist, die eigenen Ziele, am besten bereits morgens, mindestens 5 Minuten lang zu visualisieren. Durch das Visualisieren der eigenen Ziele wird unsere Wahrnehmung und Denken auf diese Ziele ausgerichtet. Wir erkennen automatisch Möglichkeiten und treffen unbewusste Entscheidungen, die uns zu unserem Ziel hinführen. Diesen Effekt können wir noch verstärken, wenn wir Bilder und Symbole in unserer Umgebung aufstellen, die uns an unsere Ziele erinnern.
Kennst du die Zielbildcollage? Hier erstellst du ein Bild aus anderen Bildern. Hast du zum Beispiel das Ziel in 5 Jahren an einem sehr schönen Ort zu leben, kannst du dir eine Collage erstellen aus lauter Bildern von schönen Orten, Häusern und anderem, was dich anspricht.

Körperhaltung, Glück und Gesundheit

In der von Amy Cuddy beschriebenen Studie wird deutlich, welche Bedeutung unsere Körperhaltung für unser Wohlgefühl hat. Andere Studien beschreiben den Effekt von Lachen auf das Immunsystem. Eine aufrechte Haltung und viel Lachen macht nicht nur sympathischer (soziales Priming) sondern auch glücklicher und gesünder.

Priming in Beziehungen

Auch in Beziehungen lohnt es sich, darauf zu achten, mit welchen Reizen wir uns gegenseitig primen. Die Thematisierung von Dingen, die der Beziehungspartner falsch macht, hat eine Wahrnehmung zur Folge, die weiterhin auf das gerichtet ist, was in der Beziehung falsch läuft. Sehr leicht verliert man hierbei die Dinge aus den Augen, die der Beziehung gut tun. Auch in der Beziehungsarbeit ist es daher ratsam bewusst positive Priming-Reize zu setzen. Wenn wir uns und unserem Partner bewusst die positiven Inhalte unserer Beziehung vor Augen führen, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass wir aufgrund des positiven Primings diese Dinge auch unbewusst in unserem täglichen Leben wahrnehmen.

Priming in Verhandlungen

Wie im letzten Artikel beschrieben, kann ein Priming direkten Einfluss darauf haben, welches Bild Menschen sich von anderen Personen machen. In Verhandlungen ist es hilfreich, dass unser Verhandlungspartner ein sympathisches, vertrauensvolles und verlässliches Bild von uns erhält. Daher ist es entscheidend, mit welchen Worten wir ein Gespräch beginnen. Reden wir im vorausgehenden Smalltalk über Probleme und Schwierigkeiten, aktivieren wir im Gehirn neuronale Muster, die für die Suche nach Problemen zuständig sind. Viel sinnvoller ist es daher, zu Gesprächsbeginn über positive Dinge zu reden.
Um eine Vertrauensbasis herzustellen ist es darüber hinaus wichtig, im Smalltalk über Dinge zu reden, die wir mit unserem Verhandlungspartner teilen, wie beispielsweise ein gemeinsames Hobby. Auf diese Weise werden sowohl wir als auch unser Gesprächspartner auf Gemeinsamkeiten geprimt, was wiederum unsere Gedanken auf die gemeinsamen Ziele und Möglichkeiten lenkt – dies nennen wir im NLP Rapport herstellen.
Nicht nur das Gespräch selbst, sonder auch die Umgebung kann für positive oder negative Priming-Reize verantwortlich sein. Im letzten Blogartikel haben wir darüber geschrieben, dass Personen, die auf weichen Unterlagen sitzen, bei Preisverhandlungen einen höheren Preis zu zahlen bereit waren, als eine Vergleichsgruppe, die in den gleichen Verhandlungen auf harten Unterlagen saß. Probanden, die zuvor ein Heißgetränk in der Hand gehalten hatten, neigten dazu eine andere Person in einem darauf folgenden, fiktiven Bewerbungsgespräch wesentlich positiver zu bewerteten, als eine Vergleichsgruppe, denen man im Vorfeld ein Kaltgetränk gereicht hatte. Für Verhandlungen kann man somit sagen, dass es günstig ist, ein angenehmes Setting mit warmen Getränken zu kreieren, und die Verhandlungen mit einem Smalltalk über Positives und Gemeinsamkeiten zu beginnen.

Priming bei Reden

Auch als Redner ist es ratsam, darauf zu achten, dass am Anfang des Vortrags die richtigen Priming-Reize gesetzt werden. Dies beginnt bereits mit der Location und dem Marketing, doch ist natürlich genauso wichtig das Selbstpriming und die Vorstellung. Zum Selbstpriming braucht man kaum noch zu sagen, dass es wenig hilfreich ist, sich direkt vor der Präsentation mit dem, was schiefgehen kann, zu beschäftigen.
Sehr günstig ist übrigens, wenn der Sprecher von einer anderen Person vorgestellt wird, die ausreichend gebrieft wurde. Das Thema sollte hierbei idealerweise mit Worten wie „spannend“ oder „wichtig“ eingeleitet werden. Der Redner selbst sollte selbstverständlich als Experte auf diesem Gebiet dargestellt werden.

Alles so künstlich?

Die Anwendung der Priming-Ergebnisse im Alltag mag auf den ersten Blick technisch und künstlich erscheinen. Doch wenn man es so betrachtet, ist sogar das Planen einer Fahrroute zum Ziel eine ziemlich künstliche Angelegenheit – doch sehr nützlich!
Im Grunde genommen lässt sich das oben gesagte auf eine einfache Formel verkürzen: „Bringe bereits zu Beginn etwas von dem aktiv in dein Leben, in deine Beziehungen, deine Arbeit oder in eine Verhandlung, was du dir als Ergebnis wünscht.“ Durch dieses bewusste Priming wird dein Denken, Fühlen und Wahrnehmen (und das deiner Kommunikationspartner) auf diese Dinge ausgerichtet werden.

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