„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen,
sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“
Epiktet
Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelte Albert Ellis ein einfaches Modell für die Entstehung von Emotionen und Verhaltensweisen. Er erkannte, dass nicht allein ein äußerer oder innerer Reiz zu Gefühlen oder Handlungen führt, sondern das es einen, meist nicht bewussten, Zwischenschritt gibt. Das im Folgenden erläuterte ABC-Modell ist bis heute Basis zahlreicher kognitiver Verhaltenstherapien. Auch „NLP“ und „The Work nach Byron Katie“ basieren auf diesem Modell.
Albert Ellis postulierte Mitte des letzten Jahrhunderts, dass die Abfolge:
Ereignis ⇒ Gefühl
zu kurz greift und dass es einen äußerst wichtigen Zwischenschritt gibt:
Ereignis ⇒ Beurteilung ⇒ Gefühl
Diese Gesetzmäßigkeit beschrieb er im ABC-Modell. ABC steht für:
- Activating experiences – innere oder äußere Wahrnehmung
- Beliefs – Annahmen und Interpretationen
- Consequences – Verhalten und Gefühle
Würde ein Ereignis direkt zu einem Gefühl führen, wäre das wie ein Reflex und man könnte wenig daran ändern. Wenn aber zwischen Ereignis und Gefühl eine Beurteilung stattfindet, gibt es einen wirksamen Ansatzpunkt – die bewusste oder unbewusste Umbeurteilung.
Die kognitive Umstrukturierung
Ellis hat für therapeutische Zwecke, dem ABC-Modell noch die Schritte D und E hinzugefügt:
- Dispute – hinterfrage die ungünstigen Annahmen und Thesenbildung
- Effect – lasse den Klienten neue positive Auswirkungen erleben und Erfahrungen machen
Die Erweiterung von ABC um DE wird heute als kognitive Umstrukturierung oder ABCDE-Modell bezeichnet und bildet die Grundlage der von ihm entwickelten RET oder REBT (Rational emotive behavior therapy). Auch im NLP haben wir für die kognitive Umstrukturierung zahlreiche Methoden. Von einfachen Reframing über Humor und Sleight of Mouth bis hin zur Timeline- und Teilarbeit. Und die eingangs erwähnte Methode The Work und der Lefkoe-Prozess sind ganz speziell auf die kognitive Umstrukturierung ausgerichtet.
Doch schauen wir uns zunächst den ABC-Ablauf im Detail an und betrachten ganz bewusst diese drei Schritte, die in unserem Gehirn jeden Tag tausende Male ablaufen.
Activating experience – innere oder äußere Wahrnehmung
Unser Gehirn erhält über unsere Sinneskanäle zahlreiche „Rohdaten“. Auf der Basis früherer Erfahrungen und „Filtereinstellungen“ gelangt ein Teil dieser Daten in den Vordergrund – der weitaus größte Teil wird als irrelevant verworfen.
Beliefs – Annahmen und Interpretationen
Unser Gehirn interpretiert die gefilterten Informationen und gibt ihnen eine Bedeutung. Bedeutung zu geben, ist eine wichtige Funktion des Gehirns, allerdings verlassen wir dabei den Bereich der Fakten und betreten das Reich der Fantasie, denn wir können Situationen beliebige Bedeutungen geben.
Consequences – Verhalten und Gefühle
Die Geschichte, die wir uns basierend auf unseren Annahmen und Interpretationen erzählen, bringt uns zu Schlussfolgerungen – zu emotionalen Reaktionen und Handlungen aber auch zu Wahrnehmungsfokussierungen.
Beispiele für ABC-Abläufe
Ein Mensch mit einer Neigung zum Überbewerten von Symptomen mag den ABC-Ablauf folgendermaßen durchlaufen:
- A: Wahrnehmung: Leichtes Zwicken im Fuß
- B: Interpretation: Das ist bestimmt etwas Schlimmes, ich hatte das neulich schon, bestimmt ist das ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung … Oh Gott, ich werde meinen Zeh verlieren …
- C: Emotion/Verhalten: Angst, Sorge usw. Fokus auf das Symptom, Arztbesuch, ggf. anzweifeln der Diagnose.
Überlege dir, wie könnte der Ablauf beispielsweise bei Eifersucht sein?
A: Wahrnehmung: Dein Partner kommt später als erwartet nach Hause.
Was sind B und C?
Kennst du die Geschichte von dem Mann der einen Hammer ausleihen wollte? Hier kann man ebenfalls sehr schön das ABC-Modell in Aktion sehen.
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüber zu gehen und ihn aus zu borgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgetäuscht und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie ihren Hammer“. – Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklich sein
Die ABC-Spirale
Der ABC-Ablauf neigt zur selbstverstärkenden Schleife. In dem Fall führen die Schlussfolgerungen, Emotionen und Handlungen zu einem verstärkten Fokus auf das Ereignis. Die Wahrnehmungsfilter sind nun verändert und das Gehirn wird nach Beweisen für die aufgestellten Annahmen suchen, um die Schlussfolgerungen und Meinungen noch zu verstärken. Das kann sich zu einer sehr ungünstigen emotionalen Abwärtsspirale entwickeln. Menschen, die beispielsweise an einer Panik, Depression, Klaustrophobie, Hypochondrie oder Verfolgungswahn leiden, kennen das. Aber auch Selbstzweifel oder Eifersucht laufen in solchen Kreisen ab.
Raus aus der Abwärtsspirale
Da du nun den ABC-Kreis kennst, kannst du dieses Wissen nutzen, um dieser Falle zu entgehen. Albert Ellis hat, wie gesagt, D und E als Intervention hinzugefügt.
Für D (Dispute) gibt es zahlreiche NLP-Formate und „The Work“ oder der Lefkoe-Prozess sind auf eben dieses Muster spezialisiert.
Ganz allgemein gilt:
Prüfe deine Annahmen und Schlussfolgerungen und halte bewusst Ausschau nach Wahrnehmungen und Informationen, die deiner bisherigen Interpretation widersprechen. Was könnte „A“ noch bedeuten? Unterbreche den Kreis oder erschaffe einen hilfreichen ABC-Kreis.
Also: Wenn du das nächste Mal bemerkst, wie du auf ein Ereignis automatisch ungünstig reagierst, dann achte doch mal ganz bewusst auf dein „B“, gehe ins „D“ und erschaffe ein neues „E“:
Frage dich, welche Glaubenssätze gerade zum Tragen kommen, wo du sie her hast und ob sie ganz sicher wahr sind. Sind die Annahmen, die du getroffen hast, plausibel? Würdest du mit anderen Annahmen oder einer Umfokussierung zu einem anderen Ergebnis kommen?
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