20.01.2020

Wachsen und Loslassen mit dem Universal Cycle of Change

Die 7 Stationen der Veränderung

Vor etwa 20 Jahren entwickelten Tim und Kris Hallbom, basierend auf ihren Beobachtungen von Veränderungsprozessen in Systemen, ein siebenstufiges Veränderungsmodell: den Universal Cycle of Change (UCC). Sie fanden heraus, dass Wachstumsprozessen meist ein prototypisches zyklisches Muster zugrunde liegt. Dieses Muster zu kennen, hilft uns eben diese Wachstumsprozesse anders zu betrachten und schließlich können wir aus dem Modell eine Art Handlungsempfehlung im Umgang mit Veränderungen ableiten.

Der Universal Cycle of Change – eine Übersicht

Wie gesagt besteht der Universal Cycle of Change aus sieben Stufen:

  1. Neubeginn
  2. Wachstum
  3. Komplexität und Erwachsen werden
  4. Turbulenzen
  5. Chaos
  6. Loslassen
  7. Ruhephase

Die meisten Veränderungsprozesse auf der Welt durchlaufen diese sieben Phasen – und da der Prozess zyklisch ist, schließt sich an die siebte Phase, die erste Phase des UCC, als Neubeginn, an; sodass der Prozess von Neuem, vielleicht auf einer höheren Ebene, beginnt.

Kurz gesagt, beginnt der Prozess mit einer Idee bzw. einer Schöpfung. Das neu Geschaffene geht über in eine Phase des Wachstums und nachdem es weiter herangewachsen ist, trägt es Früchte und beginnt komplexer zu werden. Hier kommt es zu Spannungen, die zu Turbulenzen werden; falls diese Turbulenzen nicht in geeigneter Weise berücksichtigt werden, verstärken sie sich und werden äußert unangenehm: Der Zustand Chaos wird erreicht. Spätestens hier wird es Zeit etwas loszulassen – eine Erwartung, einen Menschen, ein Ding oder noch Anderes…. Loszulassen fällt uns schwer. Nachdem wir etwas losgelassen haben, ist es Zeit für eine Ruhephase. Hier bereitet sich, oft unsichtbar, der Beginn der nächsten Prozessrunde vor – die Schöpfung einer neuen Idee…

Diese prototypisch beschriebenes Phasen finden wir in zahlreichen Prozessen in unserem Leben. Sei es die vier Jahreszeiten, beginnend mit einem keimenden Samenkorn, das im Frühling sichtbar wird und heranwächst und das nach einiger Zeit im Sommer Blätter und Früchte trägt, um im Herbst, vom Wind zerzaust, seine Blätter loszulassen und im Winter, in einer Ruhephase, von außen unsichtbar, neue Kraft sammelnd, den Beginn des nächsten Zyklus vorzubereiten; sodass die Pflanze, verändert und gestärkt, bereit ist für den Frühling.

Gleichwohl finden wir diesen Zyklus an vielen Stellen in unserem Leben. Er beginnt zum Beispiel mit der Gründung einer Firma, dem Antritt einer neuen Arbeitsstelle, dem Beginn einer Beziehung, der Geburt eines Kindes, der Idee zu einem Buch oder einer Reise… und du wirst eigene Beispiele finden.

Aber schauen wir uns die einzelnen Phasen im Detail an!

Creation/New Beginning – Neubeginn

Diese Phase handelt vom Neubeginn. Alles hat einen Anfang und typischerweise beginnt alles mit einer Idee, einer Handlung oder einem Entwurf. Beispiele sind:
Einen Baum pflanzen. Ein Geschäft eröffnen. Sich selbstständig machen. Ein Baby bekommen. In einen ersten Fond oder in Aktien investieren. Du entwickelst eine neue Idee, ein Buch zu schreiben oder ein Bild zu malen, ein Haus zu bauen, zu heiraten oder ein neues Auto zu kaufen. Der Neubeginn ist wie ein Urknall (als der Beginn unseres Universums, wie wir es kennen).

Growth – Wachstum

Das Neuerschaffene beginnt zu wachsen und sich zu entwickeln. Es wird damit in gewisser Weise zu einem System selbstorganisierten Lebens. Das bedeutet, das Neugeschaffene fängt an, Form und Gestalt anzunehmen. Neue Verhaltensmuster entwickeln sich und das gesamte System organisiert sich nun selbst rund um die ursprüngliche Schöpfung. Beispiele sind:

Der kleine Baum, den du gepflanzt hast, beginnt zu wachsen. Deine Selbstständigkeit beginnt und du hast erste erfolgreiche Kundenkontakte. Eure Beziehung beginnt zu wachsen. Dein Kind spricht sein erstes Wort und macht seine ersten Schritte. Ein Haus wird gebaut.

Complexity to Maturity – Komplexität und Erwachsen werden

Wenn ein System beginnt, Form und Gestalt anzunehmen, indem es kontinuierlich wächst, dann erreicht es aufgrund seiner zunehmenden Komplexität irgendwann den Punkt eines optimalen Zustandes. Das Ursprungssystem und die Schöpfung interagieren auf vielschichtige, routinierte und produktive Weise. Anders gesagt: Es läuft! Beispiele für diesen optimalen Zustand sind:

Du bist in deiner Arbeit angekommen und die Dinge beginnen gut zu laufen. Ein Sportler stellt in seiner Disziplin Rekorde auf. Der von dir gepflanzte Baum beginnt Früchte zu entwickeln. Du hast geheiratet. Du bist in deinem Haus eingezogen. Das was begonnen wurde, hat sich entwickelt und du erntest die Früchte der Entwicklung.

Turbulence – Turbulenzen

Wenn ein System in seiner Entwicklung und seinem Wachstum zu komplex wird und über den Punkt, an dem es optimal läuft, hinauswächst (was ein System meistens irgendwann tut), entsteht die Notwendigkeit zur Reorganisation. Diese kündigt sich in Form von auftretenden Problemen – Turbulenzen – an. Turbulenzen sind dahingehend ein wichtiges Feedback, dass das System in seiner erreichten Komplexität mit der Umwelt nicht länger unverändert interagieren kann. Es muss etwas geändert werden, um die nächste Stufe der Schöpfung und des Wachstums zu erreichen. Wenn die Anpassung oder Änderung nicht stattfindet, wird Chaos einsetzen. Im NLP gibt es eine Grundannahme hierzu und die lautet: Symptome sind eine Information über eine notwendige Aktion. Und diese Symptome sind die Turbulenzen. Beispiele sind:

Du hast jemanden eingestellt, der nicht auf die Weise arbeitet, wie du es dir vorstellst. Du beginnst ernsthafte Kommunikationsprobleme in deiner Beziehung festzustellen, die dein Glück negativ beeinflussen. Die Blätter des Baumes, den du gepflanzt hast, beginnen ihre Farbe zu ändern. Die Aktie, in die du investiert hast, beginnt an Wert zu verlieren. Du stellst ein körperliches Symptom fest, das dich verwirrt. Dein Auto beginnt ungewöhnliche Geräusche zu machen. Die Heizung deines Hauses macht merkwürdige Geräusche. Dein Körper schmerzt hin und wieder.

Chaos – Chaos

Wenn Turbulenzen auftreten und aus ihnen keine passenden Konsequenzen gezogen werden, verstärken sich die Symptome und es entsteht Chaos. Chaos entsteht durch das Nichtbeachten oder Verdrängen von Turbulenzen – das bestehende System droht auseinanderzufallen. Beispiele sind:

Die Blätter an deinem Baum färben sich braun und sterben ab. Die Schwierigkeiten mit deinem Mitarbeiter erreichen einen Punkt, der dein Unternehmen gefährdet. Deine Aktie fällt ins Bodenlose. Deine Beziehung droht zu scheitern. Die ungewöhnlichen Geräusche deines Autos werden zu einem lauten Getöse und grau-blauer Rauch steigt aus dem Auspuff empor. Die Heizung deines Hauses heizt nicht mehr und es gibt einen Wasserschaden. Du wirst ernsthaft krank.

Dropping off – Loslassen

Wird das Leben zu komplex und wurde Turbulenzen nicht angemessen begegnet, sodass Chaos einsetzte, wird es Zeit loszulassen. Das ist notwendig, damit sich das System neu ordnet und auf seine nächste Stufe vorbereitet. Alle Lebensformen im Universum, ganz gleich ob Bäume, Insekten, Reptilien, Menschen, Beziehungen, Firmen und sogar Sterne lassen auf natürliche Weise los. Menschen sind die möglicherweise einzigen Wesen, die versuchen, diesem natürlichen Veränderungszyklus zu widerstehen, indem sie den Gedanken haben, alles könnte bleiben, wie es ist. Doch so ist das Leben scheinbar nicht gedacht. Leben ist Wachstum und Wandel und es gilt, immer wieder Dinge loszulassen und eine neue Stufe der Entwicklung zu erklimmen. Beispiele hierfür sind:

Schlangen häuten sich. Bäume lassen ihre Blätter fallen, eventuell verlieren sie tote Äste. Auch einen Teil deines Autos auszutauschen, ist eine Form des Loslassens oder der Veränderung.

Um in einer schwierigen Lebensphase weiter zu kommen, ist es wichtig, einen Glaubenssatz, eine Erwartung, eine ungesunde Beziehung oder ein Verhalten oder auch die Art und Weise, in der du etwas oder die Welt siehst oder wahrnimmst, zu verändern oder loszulassen. Dadurch entsteht in deinem Leben Raum, um etwas wunderschönes Neues zu erschaffen und wachsen zu lassen. Wenn du die Wahl hast, empfehlen wir, zunächst in Erwägung zu ziehen, Dinge, Verhaltensweisen, Ängste und Glaubenssätze loszulassen und erst, wenn das nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt, Menschen.

Dormancy – Meditation oder Ruhephase

Meditation und Ruhe sind die letzte Phase des UCC. Diese Phase steht für eine Zeit der Innenschau, der Erholung, der Reflexion und Meditation nach dem Loslassen.

Diese Phase ist aus einem entscheidenden Grund ausgesprochen wichtig: Hier werden die Erfahrungen, die durch den Zyklus entstanden sind, reflektiert und integriert. In dieser Phase entscheidet sich, was du aus dem Zyklus gelernt hast und was du in dem nächsten Kreislauf anders machen wirst.

Durch die Zeit des Rückzugs wird das Alte verarbeitet und ein neues Wachstum vorbereitet. Ruhephasen sind ebenso unerlässlich, wie sie oft unerwünscht sind. Menschen möchten in dieser schnelllebigen Welt, so schnell wie möglich das Nächste beginnen, wenn sie das Alte losgelassen haben. Zu ruhen erscheint wie Zeitverschwendung, dabei ist genau diese Ruhephase absolut notwendig, um Neues entstehen zu lassen und nicht das Alte in der nächsten Runde zu wiederholen. Je mehr du losgelassen hast, umso länger sollte deine Ruhephase sein. Um wie der Baum, der im Winter alles hergegeben hat, im Frühling zu neuer Schönheit, und noch prächtiger als im Vorjahr, zu erwachen.

Was wir aus dem UCC lernen können

Der Universal Cycle of Change hilft uns zu verstehen, dass Veränderungsprozesse keine schlimmen Schicksalsschläge sind, sondern zum Leben und Wachsen dazu gehören. Der UCC hilft uns wahrzunehmen, dass Turbulenzen Hinweise auf Veränderungsnotwendigkeiten sind, die wir nicht ignorieren sollten, da ansonsten möglicherweise bald das Chaos in seiner ganzen Kraft vor uns steht.

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Wir müssen das Loslassen nicht fürchten, wenn wir es als einen Wachstumshelfer betrachten und verstehen, dass es viele Möglichkeiten gibt, loszulassen. Es gibt viele Formen des Loslassens. Die für uns stärkste Form tritt häufig nur ein, wenn wir die Notwendigkeit zur Veränderung zu lange ignorieren. Auch lehrt der UCC uns, den Winter zu akzeptieren, diese Ruhephase wertzuschätzen und sie nicht, wie es in der heutigen, schnelllebigen Zeit naheliegend erscheint, zu überspringen. Denn Wachstum will vorbereitet werden und Altes will sich im Verborgenen neu ordnen, bis es schließlich beginnt, sichtbar zu werden – als eine neue Idee.

Und noch etwas können wir aus dem Universal Cycle of Change lernen: Nämlich, dass wir durch jede Krise, durch die wir gehen, gestärkt werden – so wie ein Baum nach jedem Winter kraftvoller in den nächsten Frühling startet und als Beweis einen neuen Baumring in seinem Stamm trägt. So können wir aus jeder überwundenen Krise gestärkt hervorgehen, denn im Loslassen können wir wachsen. Das gelingt jedoch nur, wenn wir bereit sind, das Richtige loszulassen und uns erlauben, eine anschließende Ruhephase zu erleben – anstatt uns in Aktivität, Betäubung und Ablenkung zu stürzen.

Und letztlich zeigt uns der Universal Cycle of Change, dass nach jedem Winter der Frühling kommt… und nach dem Frühling der Sommer. Er lehrt uns jedoch auch, im Sommer nicht bequem zu werden und auf die Zeichen des Herbst zu achten, um gut durch ihn hindurch in einen milden Winter zu kommen. Und ganz wichtig: Wie auch immer der Herbst und Winter ausfallen mag – nach dem Winter, kommt der Frühling!

Ich wünsche dir ein Leben voller Wunder!
Carsten

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